Donnerstag, 11. April 2024

Veganes Buffet auf der Titanic

Die Titanic ist auf einen Eisberg gelaufen. 

Der Kapitän ruft eine Krisensitzung mit allen Offizieren sowie führenden Vertretern der ersten Klasse ein. Der Konflikt eskaliert: Es ist dem Koch immer noch nicht gelungen, vegane Speisen am Buffet zu servieren.

Die Passagiere der zweiten und dritten Klasse sind schockiert. Wie konnte es passieren, dass das technische Wunder Titanic, gebaut und gesteuert von der Elite ihres Landes, gerade sinkt?

Titanic, Zeichnung von Willy Stöwer (1912)

Die Krisensitzungen gehen weiter. Es wird über einen letzten möglichen Kompromiss verhandelt: Ist ein vegetarisches Buffet eine zwischenzeitlich akzeptable Lösung?

Indessen richten sich die verbleibenden Fahrgäste der ersten Klasse in den Rettungsboten ein und sorgen dafür, dass Champagner, Quinoa Bowls und hinreichend Karotten-Sticks als Proviant eingepackt werden. 

Die Schlüssel für die Quartiere der zweiten und dritten Klassen in den Unterdecks konnten nicht mehr rechtzeitig gefunden werden. Es hätte auch nicht genug Rettungsboote gegeben. Insofern konnte eine unangenehme Auseinandersetzung vermieden werden. 

Am Ende steht eine gute Nachricht: Die geistige und kulturelle Elite wird sich retten können. So bleibt die Hoffnung, das Buffet-Problem am nächsten Ozeandampfer zu lösen!

***

Ein nie veröffentlichter Untersuchungsbericht zeigt Monate später: In den Stunden, bevor die Titanic mit dem Eisberg kollidiert ist, waren alle Offiziere in Buffet-Verhandlungen mit Passagieren. Am Steuer war der Schiffsjunge, der zuvor noch nie einen Ozeandampfer geführt hat.

Nach einer Klage, die über zwei Jahre dauert, gelingt es einem pensionierten Journalisten, den Bericht der Kommission zu erhalten:

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Samstag, 6. April 2024

Revolution is Coming...

Revolution is Coming 

»Wir müssen uns hier für einen Augenblick in die Zeit unmittelbar vor der Unterdrückung der Demokratie und der Einführung des totalitären Regimes zurückversetzen. Dieses Stadium wird beherrscht von dem allgemeinen Verlangen nach schnellem und entschlossenem Handeln der Regierung und von der Unzufriedenheit mit dem langsamen und schwerfälligen demokratischen Geschäftsgang, was dazu führt, daß ein Handeln unter allen Umständen gefordert wird.«


I am not a biologist 

»Das Volk wird dahin gebracht, seine Anhänglichkeit an die alten Götter auf die neuen zu übertragen, indem behauptet wird, die neuen Götter seien in Wahrheit das, was sein gesunder Instinkt ihm zwar immer gesagt, aber was es vorher nur unklar erkannt hätte. Die erfolgreichste Technik zu diesem Zweck besteht darin, die alten Worte beizubehalten, aber ihren Sinn zu ändern. Wenig Merkmale der totalitären Regimes verwirren den oberflächlichen Beobachter so sehr und sind gleichzeitig so charakteristisch für die ganze geistige Atmosphäre wie die völlige Verdrehung der Sprache und der Bedeutungswandel der Wörter, in denen die Ideale des neuen Regimes zum Ausdruck gebracht werden.«


Trigger Warning!

»Das Volk wird dahin gebracht, seine Anhänglichkeit an die alten Götter auf die neuen zu übertragen, indem behauptet wird, die neuen Götter seien in Wahrheit das, was sein gesunder Instinkt ihm zwar immer gesagt, aber was es vorher nur unklar erkannt hätte. Die erfolgreichste Technik zu diesem Zweck besteht darin, die alten Worte beizubehalten, aber ihren Sinn zu ändern. Wenig Merkmale der totalitären Regimes verwirren den oberflächlichen Beobachter so sehr und sind gleichzeitig so charakteristisch für die ganze geistige Atmosphäre wie die völlige Verdrehung der Sprache und der Bedeutungswandel der Wörter, in denen die Ideale des neuen Regimes zum Ausdruck gebracht werden.«

»Freiheit ist keineswegs das einzige Wort, dessen Bedeutung ins Gegenteil verkehrt worden ist, damit es zum tauglichen Instrument der totalitären Propaganda wird. Wir haben schon gesehen, wie dasselbe mit den Wörtern Gerechtigkeit, Gesetz, Recht und Gleichheit geschieht. Diese Liste könnte so lange fortgesetzt werden, bis sie fast alle gebräuchlichen Ausdrücke der Moral und der Politik umfaßt

»Und diese Konfusion wird nur immer schlimmer, weil der Bedeutungswandel in der politischen Terminologie nicht ein einmaliger Vorgang, sondern ein fortdauernder Prozess, ja, eine Technik ist, die bewußt oder unbewußt zur Gängelung des Volkes benutzt wird. Nach und nach wird im Verlaufe dieses Prozeßes die ganze Sprache geplündert, und schließlich werden die Wörter zu leeren Gehäusen ohne feste Bedeutung, so daß man mit ihnen auch das Gegenteil bezeichnen kann und sie nur noch zum Ausdruck der Gefühlsassoziationen gebraucht werden, die mit ihnen einhergehen.«

Im Versuch, die Sprache bis ins Kleinste zu regulieren hat die Stanford Universität (sic!) im Jahr 2022 ein Dokument herausgegeben, das hunderte Begriffe in zehn Kategorien umdefiniert. Erst vor wenigen Jahren wurde gefordert, »problematische Inhalte« mit »Trigger Warnings« zu versehen. Alles, was potenziell irgendjemanden verstören könnte (an einer Universität!) sollte mit einer Warnung vorweg versehen werden. Nun stellt sich heraus, dass selbst das Wort Trigger Warning etwas triggern könnte und ist selbst wieder zu ersetzen, durch Content Warning. Zu Beginn dieses Dokumentes gibt es selbst eine Trigger — Verzeihung — Content Warning über das eigene Dokument, denn die Worte, die erklärt werden können, offenbar großen Schaden anrichten. Dieses Dokument hat die Absurdität so auf die Spitze getrieben, dass es letztlich, nachdem es von Medien aufgegriffen wurde, in dieser Form in Stanford nicht umgesetzt wurde. Das bedeutet nicht, dass derartige Richtlinien nicht an zahlreichen Universitäten und Behörden zum Standard geworden sind. 

Ziele und Mittel 

»Wenn das Volk rückhaltlos hinter der Gesamtpolitik stehen soll, dann muß es davon überzeugt werden, daß nicht nur das Ziel, sondern auch die dafür eingesetzten Mittel die richtigen sind.«

Björn Lomborg und andere kritisieren regelmäßig die Mittel, die eingesetzt werden, um das Problem des Klimawandels zu adressieren. Wer aber die Mittel kritisiert, wird zum Leugner des Problems (und auch gleich zum Frauenfeind) erklärt.

Kriegswirtschaft 1940 und 2024

»Am meisten muß uns vielleicht die Tatsache alarmieren, daß die Verachtung für die geistige Freiheit nicht erst auftritt, nachdem das totalitäre System errichtet worden ist, sondern überall unter Intellektuellen zu finden ist, die sich einem kollektivistischen Glauben hingegeben haben und als geistige Führer sogar in solchen Ländern gelten, die noch immer unter einem liberalen Regime leben.«

Heute schlägt die deutsche Journalistin Ulrike Hermann unverblümt vor, in eine »Kriegswirtschaft« und damit eine Planwirtschaft zu wechseln, weil das vermeintlich die Probleme der Zeit lösen soll und erreicht damit bemerkenswertes Echo in Teilen der »intellektuellen« Elite. 

»Die deutsche Autorin Ulrike Herrmann prophezeit den Untergang des Kapitalismus und stellt die Gesellschaft vor die Wahl: Chaos und Katastrophen – oder ein sofortiger Übergang zu Kriegs- und Kreislaufwirtschaft.«, NZZ (2023); weiters: Blätter (2022); SWR (2023)

Referenz

Alle Zitate in diesem Artikel stammen, sofern nicht anders gekennzeichnet, aus dem herausragenden Buch  Friedrich A. von Hayek. Friedrich Hayek - Der Weg zur Knechtschaft aus dem Jahr 1945!

Montag, 4. März 2024

Intellektuelle Mitläufer

Was Intellektuellen häufig zu eigen ist, ist eine Form von bemerkenswerter Feigheit. Sie mögen gut gebildet sein, aber trauen sich nicht, gegen den gerade herrschenden Zeitgeist zu schwimmen. Selbst wenn sie wissen, dass die gerade populären Ideen intellektuell armselig und gegen die Gesellschaft gerichtet sind. 

Sie nutzen dann ihren Intellekt genau für das falsche: Sie verwenden ihre geistigen Fähigkeiten nicht, um die Welt besser zu verstehen, sondern um die Welt so zu verdrehen, dass sie dem Zeitgeist gerecht wird. 

So gibt es zu jeder Zeit nur eine ganz kleine Zahl an wirklichen Intellektuellen und Philosophen, die Philosophie als radikale Reflexion ernst nehmen. 

Radikal heißt, an die Wurzel gehen. Wer sich scheut, an die Wurzel zu gehen, ist kein Intellektueller, sondern ein Opportunist, Konformist und Mitläufer.

Freitag, 9. Februar 2024

Concept Creep

Concept Creep ist ein wesentliches Konzept, das von Nick Haslam 2015 eingeführt wurde. Darunter versteht man, dass bestimmte Begriffe von einer klaren Bedeutung zu einer immer breiteren und diffuseren Nutzung verwendet werden, bis sie letztlich keine erkennbare Bedeutung, jenseits ideologischer Spiele, mehr haben.

Ein perfektes Beispiel für Concept Creep ist das, was derzeit an unseren Universitäten und in reaktionären Kreisen passiert: Aus »Worte können verletzen«, was vernünftig, aber für kritische Diskussionen irrelevant ist, wird »Worte sind Gewalt« und schließlich »Schweigen ist Gewalt«.

Damit ist der Begriff der Gewalt entwertet und Rede wird zur reinen Bestätigung irgendwelcher gesetzter Ideologien. Wirkliche Gewalt scheint dann für viele nicht mehr so gewalttätig zu sein, wie wir nach dem 7. Oktober gesehen haben.

Sonntag, 14. Januar 2024

Software Destroying Lives — the UK Post Office Scandal — a Solitary Case?

“Hundreds of self-employed workers at the state-owned Post Office were wrongly prosecuted or convicted between 1999 and 2015 for false accounting, theft and fraud because of glitches in a software system that incorrectly showed money missing from accounts.

Some spent time in jail, while others went bankrupt, saw their marriages destroyed, and some died before their names were cleared.”

and: “The Post Office maintained for years that data from the defective Horizon computer accounting system, developed by Japan's Fujitsu and rolled out in 1999, was reliable, while accusing sub-postmasters of theft.”, Reuters

I have been working for a long time on the question of software complexity and quality, or rather, the lack thereof, in most systems under observation. The low quality of software combined with increasing, I want to say, crippling complexity shows increasing bad effects on our society, which is entirely dependent on software. Software is the digital nervous system of our world, and we are suffering from a severe neurological disease in that sense.

Take a look at my YouTube video on software complexity for more context and examples.

Now, what interests me even more than the specifics of this case is: why would this be an isolated case? Because all others produce software so much better? 🤣


Dienstag, 2. Januar 2024

Wissen aus dem Rauschen

Wenn man natürliche Phänomene misst, etwa mit chemischen Sensoren, oder mit Kameras, die in der Dunkelheit versuchen, Objekte mit geringer Helligkeit aufzunehmen, ist man mit dem Problem des Rauschens konfrontiert. Rauschen kommt von Elektronik, natürlichen Phänomenen und anderen Störungen und ist (im Idealfall) zufällig.

Aus der Tatsache, dass Rauschen zufällig ist, das zu messende Signal aber nicht, sondern zumindest für eine bestimmte Zeit konstant ist, lässt sich eine einfache Methode anwenden, das Rauschen zu unterdrücken und das Signal zu verstärken: 





Die Abbildung ist beispielhaft generiert. Man könnte sich vorstellen, dass wir mit einem chemischen Sensor ein Spektrum messen, das eine Frequenz von 0 bis 50 zeigt, oder die Achse eine Reihe von 50 Pixeln auf einem Kamera-Sensor darstellt. Bei Frequenz (oder Pixel) 10 und 20 ist ein Signal. Allerdings ist das Rauschen so groß, dass beiden Signale darin verschwinden. Wenn wir einen Blick auf die erste Abbildung werfen, sehen wir folglich, dass nach einer einzelnen Messung nur Rauschen zu sehen ist. Nun wiederholen wir allerdings die Messung mehrfach, die zweite Abbildung zeigt sechs Messungen und die dritte zwölf. Die sechs und zwölf Messungen werden jeweils schlicht addiert. Da das Rauschen zufällig ist, das Signal aber konstant, beginnen die beiden Signale (Peaks) langsam aus dem Rauschen herauszuwachsen. Denn einmal ist das Rauschen an einem Punkt positiv, dann wieder negativ und würden wir in einem idealen System unendlich viele Aufnahmen machen und addieren, würde das Rauschen verschwinden und nur die Signale stehen bleiben.

Diese Methode, die in der Messtechnik angewandt wird, ist eine gute Metapher, wie Wissenschaft funktioniert. Die meisten Arbeiten sind Rauschen, dazwischen sind Signale. Nur wenn wir Experimente wiederholen, Studien reproduzieren, Ergebnisse hart diskutieren, Studien und Artikel, die sich als falsch herausstellen, werden korrigiert oder verworfen und so verschwindet *langsam* das Rauschen und die relevanten Ideen treten deutlicher hervor. 

Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)