Samstag, 21. März 2020

Dominoeffekt: Wie das gegenwärtige Narrativ Gesellschaften in die Krise stürzt

In den USA stehen die Menschen Schlange um Munition zu kaufen. Und, um das klar zu sagen: Ich würde in dieser Schlagen stehen, wäre ich in deren Situation. 


Wir sehen ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Dominostein tausende andere in eine Kette von Ereignissen umwerfen kann.

Am Anfang steht die Frage, ob wir in einer Gemeinschaft leben, wo Menschen Vertrauen in staatliche Strukturen, in die Zukunft haben; die von Solidarität und Resilienz geprägt ist, wo Kompetenz und Expertise zählt. Oder ob wir in einer Gesellschaft leben, wo Wettbewerb über Kooperation, Effizienz über Resilienz, individuelle Vorteile über dem Gemeinwesen stehen. Wo man letztlich annehmen muss, dass im Falle einer Krise das Recht des Stärkeren gilt, und die brüchigen Strukturen vollends versagen. 

Wenn der Hang zu rutschen beginnt – wie in den letzten Jahrzehnten – dann gibt es kein Halten mehr.

Wenn alle um mich herum bis an die Kinnlade bewaffnet sind, und ich das Vertrauen in gesellschaftliche Strukturen (längst) verloren habe (oder diesen Verlust als fortschrittliche Ideologie gefeiert habe), so werde ich mich ebenfalls bewaffnen, verschanzen, abschotten.

Wie sonst, soll ich mich (und meine Familie) schützen?

Die wichtige Entscheidung beginnt ganz oben, und dort sollten wir sie auch treffen. Wie gelingt es, unsere Gesellschaft wieder solidarisch, gemeinschaftlich und resilient zu gestalten? Wie können wir den neoliberalen und libertären Krebs abschütteln, der nicht nur die aktuelle Ovid-19 Krise massiv verschlimmert, sondern, das dürfen wir nicht vergessen, für katastrophale Entwicklungen in zahlreichen anderen Bereichen ebenso verantwortlich ist: von der Klima- und Biodiversitätskrise bis zur stetig steigenden globalen Armut.

Dies wird in der Krisenzeiten nicht gelingen. Aber jetzt heißt es aufmerksam sein: diejenigen, die an der Macht sind, werden versuchen, das Chaos der Krise zu ihren Gunsten zu nutzen. Nach der Krise müssen wir mit großer Kraft auf Vernunft und demokratische Prinzipien setzen. 

Die Zeit ist reif wieder an die Zukunft zu denken, für wirkliche Veränderung, in kleinen aber mutigen Schritten.

Sonntag, 15. März 2020

Das Paradox der vermiedenen Katastrophe – oder das Versagen, den Tatsachen ins Auge zu sehen

Der derzeit global wütende Covid-19 Virus ist vergleichsweise harmlos. Er weist vermutlich eine Mortalität in der Größenordnung von 1% auf. Epidemiologen warnen allerdings seit Jahren vor Pandemien mit Viren oder Bakterien, die eine Mortalität weit im zweistelligen Prozentbereich zeigen. Auch andere Ereignisse mit verheerendem Schadenspotential wie Sonnen-Superstürme (Carrington Event), um nur ein Beispiel zu nennen, gab es in der Vergangenheit. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es derartiges in der Zukunft nicht mehr geben sollte. In unserer technisierten und interdependenten Welt würden solche Ereignisse tatsächlich ungleich größere Schäden anrichten als in der Vergangenheit.

Sun Spots drawn by Richard Carrington
Bereits jetzt sehen wir aber Zustände, den ein Virus wie Covid-19 in Gemeinden und Städten anrichtet, die wenige für möglich oder wahrscheinlich gehalten haben.

Denken wir einmal über natürlich auftretenden Viren und Bedrohungen hinaus und hin zu terroristischen also bewusst herbeigeführten Katastrophen. Wir sehen, dass gerade in unserer technisierten und globalisierten Welt die Kosten eine Katastrophe (jedenfalls lokal) anzurichten, mit jedem Jahr sinkt. Es gibt dabei wenigstens zwei Angriffsflächen, die man unterscheiden sollte:

(1) low-tech Angriffe, die für sich genommen überschaubaren Schaden anrichten, aber oftmals erhebliche psychologische und politische Wirkung entfalten können.

(2) medium-/hight-tech Angriffe, die ganze Städte oder Stadteile langfristig mit kaum vorstellbaren Folgen schädigen oder zerstören.

Beispiele aus der ersten Kategorie haben wir in den letzten Jahren immer wieder erlebt, Messer-Angriffe in Zügen, Anschläge mit Autos oder LKWs oder mit Schusswaffen. Der jeweilige Schaden war schrecklich für die Beteiligten aber stets stark lokalisiert. Die eigentliche Wirkung aber lag in den psychologischen Folgen für die gesamte Gesellschaft. Man fühlt sich verwundbar (zurecht) ergreift aber nicht die richtigen Maßnahmen, sondern flüchtet sich in kurzsichtigen politischen Populismus – der Terrorist hat sein Ziel erreicht.

Die zweite Kategorie ist leider noch wesentlich verstörender. Was mit der Atombombe seit den 1940er Jahren auf Seiten der Großmächte möglich wurde, gelangt immer mehr in die Hände von kleineren Staaten beziehungsweise in Form von schmutzigen Bomben potentiell in den Hand von radikalen Organisationen.

Damit scheint der Anreiz und die Möglichkeit mit relativ wenig Aufwand und Geld erheblichen und langfristigen Schaden anzurichten größer zu werden. Dies betrifft nicht nur die Effekte einer schmutzige Bombe in einer Großstadt, sondern auch zahlreiche andere Szenarien wie einen Stromausfall mit Folge-Effekten durch eine geeigneten Hacker-Angriff oder die Übernahme oder Störung anderer kritischer Infrastruktur, die in unserer Gesellschaft immer fragiler wird.

Diese Überlegungen stehen in deutlichem Kontrast zu dem in den letzten Jahren leider in intellektuellen Kreisen kursierenden Narrativ, die Welt würde stetig besser und sicherer werden – wir wollen es nur nicht wahrhaben. Steven Pinker, Hans Rosling oder Bill Gates sind (oder waren) energische Vertreter dieser Ideen. Ich halte sie aus diesem (aber auch zahlreichen anderen) Gründen für gefährlich einseitig und damit irreführend. Günther Anders hat dies sehr treffend so ausgedrückt: 
»Keine Lüge, die etwas auf sich hält, enthält Unwahres. Was letztlich präpariert wird, ist vielmehr das Weltbild als Ganzes […] Dieses Ganze ist dann weniger wahr, als die Summe der Wahrheiten seiner Teile […] Die Aufgabe derer, die uns das Weltbild liefern, besteht also darin, aus vielen Wahrheiten ein Ganzes für uns zusammenzulügen.«
In einem Gespräch mit Steven Pinker fragt Tyler Cowen ihn, ob er auch weiter optimistisch für unsere Zukunft ist, wenn die Kosten eines katastrophalen Anschlags auf 10.000$ sinken würden (wovon seiner Ansicht nach wohl auszugehen wäre).

Cowen: »Wie lange würde es dauern, bis irgendjemand einen katastrophalen Anschlag auf eine Stadt verübt?« [irgendwo auf der Welt]

Pinker: »Vermutlich nicht zu lange, ich kann das nicht vorhersagen.«

Cowen: »Lassen Sie mich dann zurückkommen auf Ihren Optimismus über Frieden. Glauben Sie dann, dass es niemals billig genug sein wird, solche Schäden anzurichten?«

Pinker gibt zu, dass er dies nicht beantworten kann, und flüchtet sich wieder auf eine Beobachtung der Vergangenheit und der aktuellen Situation.

Und genau dies halte ich für in höchstem Maße verantwortungslos. In komplexen Gesellschaften und allgemein – Systemen gibt es keine linearen oder stetigen Extrapolationen. Es gibt Stabilität, gefolgt von Brüchen. Und wir bereiten durch unser technologisches, ökonomisches und gesellschaftliches Handeln derzeit enorme Brüche vor.

Aus meiner Sicht gibt es mehrere Lehren oder Denkmöglichkeiten, die man aus der aktuellen Situation sicher schon ziehen kann:

(1) Es ist diese Pandemie vielleicht ein erster Schock, der uns aber zeigt, dass wir unsere Gesellschaft auch auf anderen Wegen am Laufen halten können, etwa ohne jeden Tag quer um die Welt zu fliegen und ohne ständige persönliche Anwesenheit. Vielleicht zeigt sie auch, dass Menschen mit mehr individueller Verantwortung umgehen können, und andere Führung in Unternehmen endlich Platz greift? Vielleicht aber auch nicht? Vielleicht zeigen uns die Menschen, die es trotz eindringlichster Warnungen nicht schaffen solidarisch zu handeln, dass wir viel mehr zu bewältigen haben? Dass wir Erwachsene wie Kinder behandeln müssen?

(2) Wir sollten die aktuelle Entwicklung sehr genau verfolgen und die Lehren daraus ziehen und nicht nach Ende fröhlich zum Alltag zurückkehren. Um auf den vorigen Punkt zurückzukommen: von der Krise direkt zu Bobo-Brunch am Naschmarkt, etwa – der Seitenhieb sei mir erlaubt. Es werden weitere Pandemien auf uns zukommen und möglicherweise viel schlimmere, aber nicht nur das: eine Reihe anderer Krisen stehen unmittelbar vor der Tür, etwa die Folgen der Klima- oder Biodiversitätskrise. Das 21. Jahrhundert wird wahrscheinlich – im Gegensatz zur Prognose von Pinker und Co – das Jahrhundert der Krisen, Kriege und Katastrophen werden. Was wir jetzt erleben ist möglicherweise nur einen Testlauf. 

(3) Die Folgen der sozialen und politischen Verwerfungen zeigen sich jedes Jahr deutlicher denn: nein, es stimmt schlicht nicht, dass es den Menschen auf der Welt stetig besser geht und dass wir in den letzten Jahrzehnten Armut in großem Maße bekämpft haben. Das Gegenteil ist der Fall. Wir treiben mehr und mehr Menschen in Armut und Hunger (siehe unten). Wenn die These also stimmt, dass der Aufwand, katastrophalen Schaden an Gesellschaften anzurichten immer geringer wird, müssen wir uns darauf sehr aktiv vorbereiten.

(4) Unsere Gesellschaft muss daher wesentlich resilienter werden als sie es heute ist. Der Fokus auf kurzfristige Gewinne und Effizienssteigerungen ist nicht weiter verantwortbar.

(5) Nicht zuletzt könnte diese Zeit Reflexion dessen ermöglichen, was wir als »normal« wahrnehmen. In einer Zeit wie dieser sehen wir, dass es auch anders als »normal« geht, und das hilft möglicherweise dem Nachdenken in Alternativen, die wir dringen brauchen. Denn ein Übergang zu »business as usual« nach der Krise ist angesichts der oben genannten weiteren Bedrohungen mit Sicherheit nicht angesagt.


Referenzen


Dienstag, 10. März 2020

Frozen Accidents und Status Dominanz

Das Verändern von systemischen Eigenschaften, sei es IT-Systeme großer Unternehmen, Mobilität in einer Stadt, des Steuersystems oder der existentiell notwendige ökologische Umbau unseres Wirtschaftssystems stellt sich in der Praxis meist als wesentlich schwieriger heraus als von vielen ursprünglich angenommen. Dies liegt vor allem an zwei Gründen: Frozen Accidents und Status-Dominanz.

Frozen Accidents

Der Physiker und Nobelpreisträger Murray Gell-Mann hat den Begriff Frozen Accidents geprägt. Kommt es zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte zur Notwendigkeit die Ausprägung einer Technologie zu entscheiden, sind es oft nicht tief überlegte Gründe, die die Auswahl bestimmen, sondern Zufälle. Wird dann aber der eine Zweig eingeschlagen, so entfernt sich die Realität dieses Zweiges so weit von den anderen Optionen, dass eine spätere Änderung de facto kaum mehr, oder nur mit enormem Aufwand möglich wird.

Denken wir an Beispiele wie die Spurbreite von Eisenbahnen: der genaue Wert ist in bestimmten Grenzen reichlich irrelevant. Aber ist ein Wert gewählt, ist eine spätere Änderung (wenn es zehntausende Kilometer an Schienen und zahlreiche Wagons, Loks und andere Infrastruktur gibt) kaum mehr denkbar. Oder das Rechts- oder Linksfahren auf Strassen. Keine Option hat einen realen Vorteil, aber die – relativ beliebige Wahl – hat massive Konsequenzen für die Zukunft.

Frühe Entscheidungen wirken zu Beginn meist nicht sehr folgenreich, oder werden nicht gründlich überlegt, zeigen aber durch systemische Effekte später oft Konsequenzen, die dann nur mehr unter extremsten Aufwänden verändert werden können. Auch hierfür einige Beispiele: die Entscheidung Autos einen Vorteil in der Mobilität der Stadt zu geben, riesige Shopping Centres mit Parkplätzen zu bauen zerstört das städtische, lokale Leben, das sich unter den engen Bedingungen der alten Stadt zu arrangieren hat und schafft extrem hartnäckige Abhängigkeiten. 

Und sind also »gute« Gründe diese Shopping Malls an Stadträndern zu bauen (und damit den Schaden für die Stadt zu multiplizieren): welche »alte« europäische Stadt hat sich im Kern in den letzten 100 Jahren substantiell verändert? Die Ringstrasse in Wien mit (den meisten) Gebäuden existiert in der heutigen Form seit rund 100 Jahren, ebenso wie die Boulevards in Paris. Wenn nicht Katastrophen wie Bombardierungen in Kriegen größere Stadtviertel zerstört haben, prägen frühe Entscheidungen in der Regel sehr tief die neueren. (Was im Sinne der Mobilität in Wien im Vergleich zu US-Städten ein Segen war, weil wir die Stadt nicht in derselben extremen Weise dem Auto unterordnen konnten).

Gewachsene Städte. London 2020
Die Entscheidung für ein bestimmtes Versicherungssystem über ein anderes, führt zu zementierten Positionen, haben Menschen erst einmal über Jahrzehnte eingezahlt – möchte man es zu einem späteren Zeitpunkt verändern. Äußerst schwierige philosophische Fragen der Gerechtigkeit drängen sich dann auf. Kämen wir zu der Erkenntnis, dass – um das obige Beispiel wieder aufzugreifen – Shopping Centres langfristig gedacht, die Lebensqualität einer Stadt substantiell zerstört, was folgt daraus? Ein Rückbau ist natürlich möglich, aber wie gehen wir mit den Menschen um, die sich erst kürzlich existenzbedrohende Kredite aufgenommen haben, um ein Geschäft in einem dieser Shopping-Centres aufzubauen? Was mit den Menschen, die Wohnungen und Grund verkauft haben um der ökonomischen Logik zu folgen? 

Aktuell gibt es ein vergleichbares Beispiel aus dem US-Wahlkampf: es ist in weiten Bereichen der US-Gesellschaft unumstritten, dass die Studiengebühren in den letzten Jahrzehnten außer Kontrolle geraten sind. Studenten nehmen sich Kredite auf, zu denen die Löhne in keinem Verhältnis mehr stehen und bleiben über Jahrzehnte tief verschuldet. Eine politische Forderung lautet: Löschen aller laufenden Kredite und Entschuldung. Was passiert aber mit den Amerikanern, die ihren Kredit vor drei Jahren unter großen Entbehrungen zurückgezahlt haben? Wie reagieren die auf einen solchen Vorschlag?

Ähnliche Problemstellungen finden wir überall in länger gewachsenen Systemen, und sind ein Grund, warum Gesetze, Steuersysteme, Gesundheitssysteme usw. immer komplexer werden und wir gesellschaftlich in eine nahezu völlige Erstarrung der Gestaltbarkeit gelangen. 

Statusdominanz

Es gibt einen zweiten, psychologischen Grund, der Veränderung hemmt. Es ist absolut faszinierend, welche Ausstrahlung das Existierende, der Status Quo hat. Wenn etwas einmal da ist, zur Normalität geworden ist – aus welchen guten oder schlechten Gründen auch immer –, wird das Hinterfragen, das Verändern zu einer fast unüberwindlichen Hürde

Wir halten uns für flexibel im Geist, sind es aber überhaupt nicht. Die kleinste Änderung erfordert eine Menge Energie, die kleinste Änderung, die gegen das läuft was überall und rund um uns herum als normal verstanden wird. Es scheint, wir versuchen Energie auf jeder Weise zu sparen, im besonderen psychisch, denn die Welt ist eine Zumutung eine Gefahr für uns. 

Alles was ist, ist. 

Was ist, daran haben wir uns gewöhnt, das wurde zur Tapete, zum Hintergrund. Was sich verändert macht uns Angst. Mit der (schrecklichen) Tapete haben wir zu leben gelernt. Wer weiß, wird die neue besser? So oft wurde uns das Bessere versprochen und dann noch mehr von uns abverlangt. 

Vor fast 30 Jahren hat mir ein älterer Professor in einem Seminar die Frage gestellt: wer würde heute eine Technologie zulassen, die zwar einige Bequemlichkeiten verspricht aber alleine in Österreich 500-1.000, in Deutschland um die 3.000 und weltweit um die 1,5 Mio Menschen jährlich das Leben kostet, und eine vielfache Zahl davon (schwer) verletzt oder deren Gesundheit schädigt, sowie Lebensraum und Umwelt massiv zerstört?

Natürlich würde heute niemand der Zulassung des PKWs unter solchen Rahmenbedingungen mehr zustimmen, aber die Technologie ist hier. Und mit dem Hiersein verändert sich die Wahrnehmung. 

Fragen Sie junge Menschen, die noch nie erlebt haben, dass in einem Lokal geraucht wird, ob man das Rauchen in Lokalen erlauben sollte: ich denke, die Absurdität der Frage würde nur Kopfschütteln und Unverständnis auslösen. In den 1970er und 1980er Jahren war es völlig normal mit Kindern in völlig verrauchten Lokalen zu Mittag zu essen, und danach mit den Kindern ohne Gurt am Rücksitz nachhause zu fahren um sowohl im Auto wie zuhause in deren Gegenwart zu rauchen. Diese Körperverletzung von Kindern findet selbst heute noch – wenn auch in geringerem Ausmaß – statt. 

Alkohol führt zu erheblich negativen Folgen, löst aggressives Verhalten und Unfälle aus, schädigt die Gesundheit. All das ist unumstritten. Wir haben nicht nur gelernt damit zu leben, Politiker eröffnen Saufgelage wie ein Oktoberfest um ihre Popularität zu erhöhen – aber lehnen Cannabis und Magic Mushrooms ab, weil…? 

Auch die Verteilung von Wohlstand und Besitz fällt in diesen Bereich: Wir haben es als normal anerkannt, dass es Menschen gibt, die von Geburt an, durch Erbe reich sind, während der Großteil der Menschen täglich hart arbeiten muss um sich den Lebensunterhalt zu schaffen. 

Wir sehen es als normal an, dass begrenzter Lebensraum, Grundstücke – etwa in einer Stadt – im Besitz Einzelner oder von Unternehmen ist. Grund – die Definition einer begrenzten Ressource – überlassen wir (angeblich) freien Marktkräften, tatsächlich aber internationaler Spekulation. Wie kommen wir eigentlich auf diese Idee? Wer würde allen erstes die heutigen Verhältnisse befürworten, wenn die Situation eine andere wäre: wenn der Grund einer Stadt den Bürgern der Stadt gehört. Eigentlich die logische Variante. Wenn der Grund einer Stadt von den Bürgern der Stadt als leistbarer Wohnraum genutzt oder für kommerzielle Zwecke vermietet würde? 

Was wir kennen, was der Alltag unseres Lebensraumes – vielleicht seit Kindheit ist –, was normal ist, damit leben wir, jede Veränderung, selbst wenn es geradezu zwingende Gründe gibt, fällt extrem schwer. 

Aber auch unsere Risikowahrnehmung hat sich deutlich verschoben: wir akzeptieren Risiken des Alten (Autos, Alkohol, …) die wir bei neuer Technologie oder Lebensweise niemals akzeptieren würden. Zu unserem doppelten Schaden: häufig unterschätzen wir das Risiko der alten Technologie und überschätzen das das neuen.

Was bedeutet dies für die dringend notwendigen Veränderungen unserer Lebensweise?

Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)