In den USA stehen die Menschen Schlange um Munition zu kaufen. Und, um das klar zu sagen: Ich würde in dieser Schlagen stehen, wäre ich in deren Situation.
Wir sehen ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Dominostein tausende andere in eine Kette von Ereignissen umwerfen kann.
Am Anfang steht die Frage, ob wir in einer Gemeinschaft leben, wo Menschen Vertrauen in staatliche Strukturen, in die Zukunft haben; die von Solidarität und Resilienz geprägt ist, wo Kompetenz und Expertise zählt. Oder ob wir in einer Gesellschaft leben, wo Wettbewerb über Kooperation, Effizienz über Resilienz, individuelle Vorteile über dem Gemeinwesen stehen. Wo man letztlich annehmen muss, dass im Falle einer Krise das Recht des Stärkeren gilt, und die brüchigen Strukturen vollends versagen.
Wenn der Hang zu rutschen beginnt – wie in den letzten Jahrzehnten – dann gibt es kein Halten mehr.
Wenn alle um mich herum bis an die Kinnlade bewaffnet sind, und ich das Vertrauen in gesellschaftliche Strukturen (längst) verloren habe (oder diesen Verlust als fortschrittliche Ideologie gefeiert habe), so werde ich mich ebenfalls bewaffnen, verschanzen, abschotten.
Wie sonst, soll ich mich (und meine Familie) schützen?
Die wichtige Entscheidung beginnt ganz oben, und dort sollten wir sie auch treffen. Wie gelingt es, unsere Gesellschaft wieder solidarisch, gemeinschaftlich und resilient zu gestalten? Wie können wir den neoliberalen und libertären Krebs abschütteln, der nicht nur die aktuelle Ovid-19 Krise massiv verschlimmert, sondern, das dürfen wir nicht vergessen, für katastrophale Entwicklungen in zahlreichen anderen Bereichen ebenso verantwortlich ist: von der Klima- und Biodiversitätskrise bis zur stetig steigenden globalen Armut.
Dies wird in der Krisenzeiten nicht gelingen. Aber jetzt heißt es aufmerksam sein: diejenigen, die an der Macht sind, werden versuchen, das Chaos der Krise zu ihren Gunsten zu nutzen. Nach der Krise müssen wir mit großer Kraft auf Vernunft und demokratische Prinzipien setzen.
Die Zeit ist reif wieder an die Zukunft zu denken, für wirkliche Veränderung, in kleinen aber mutigen Schritten.
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