Karl Popper (1992) |
Was mir in den letzten Jahren bewusst geworden ist — und es ist eine für mich sehr verstörende Erkenntnis. Nicht nur haben wir erhebliche Qualitätsprobleme in vielen Bereichen der Wissenschaft, gepaart mit schlechter Effizienz. Was aus gesellschaftlicher Sicht noch schlimmer ist: viele, wenn nicht die meisten Wissenschafter scheinen unfähig zu sein, selbst abzuschätzen, wie wahrscheinlich Aussagen sind die sie treffen. Wie sicher ihre Behauptungen sind, oder umgekehrt gesagt: wie wahrscheinlich es ist, dass sie falsch liegen.
In den meisten Fällen ist die Zuverlässigkeit ihrer Aussagen wesentlich niedriger als sie selbst es für möglich halten. Aus dieser Überheblichkeit folgen schwere gesellschaftliche Folgen. Denn es hält sie nichts davon ab, mit diesen (übertriebenen) und nicht fundierten Überzeugungen in die Medien zu gehen, mit Politikern, Entscheidungsträgern und Podcastern zu sprechen und diese zu beeinflussen.
Mit einer falschen Sicherheit zu beeinflussen.
Dabei macht es einen großen Unterschied, ob wir es mit einem Problem zu tun haben, wo es tatsächlich gute Evidenz und Kenntnis gibt, oder ob wir unter hoher Unsicherheit und Risiko agieren und entscheiden.
Auch das Übertreiben von Problemen ist nicht hilfreich, weil es Politik zu extrem teuern und falschen Entscheidungen führt.
»Wissenschaft könnte man als die Kunst der systematischen und übertriebenen Vereinfachung bezeichnen.«, Karl Popper, The Observer (August 1982)
»Das Schlimmste – eine Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen es versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken.«, Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt (1987)
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