Dienstag, 31. Januar 2023

Kritische Reflexion der Wissenschaft nach der Pandemie

Coronavirus

»Wer sich „nicht auskennt“, soll die Schnauze halten. Die Frage ist: Wer bestimmt, wer sich auskennt? Jan Böhmermann? Sascha Lobo?«

Es freut mich, dass jetzt endlich kritische Artikel in der breiteren Diskussion zum Umgang mit Wissenschaft während der Pandemie erscheinen. Dieses Zitat ist aus einem Artikel in der Berliner Zeitung, geschrieben von Jan David Zimmermann. 

Im Gegensatz zur Selbstwahrnehmung vieler Wissenschafter, war »Covid« eine Niederlagen von Wissenschaft und Politik, sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel betrachtet. Das Problem geht allerdings weit über Covid hinaus, und reicht im Vorspiel Jahrzehnte zurück. 

»Die Wissenschaft tritt im Szientismus als Heilslehre auf und die Experten sind letztlich unsere Priester. Wer aber den Priester hinterfragt, der hinterfragt auch Gott. Und das darf natürlich nicht sein.«

Ähnliches beobachten wir seit längerem bei anderen wesentlichen Themen wie dem Klimawandel.

»Corona hat einmal mehr klargemacht, wie willfährig akademische Institutionen sich mit den Vorgaben des Staates, der Politik synchronisieren und wie stark auf Universitäten und Akademien Konformismus und Duckmäusertum vorherrscht.«

In der Tat. Universitäten sind zu dysfunktionalen Organisationen geworden, in denen qualitativ hochwertige Wissenschaft und entsprechender Diskurs zum Nebenthema geworden zu sein scheint. Dies ist keine österreichische oder europäische Frage, sondern ein internationales Problem.

Es bedeutet natürlich nicht, dass keine Wissenschaft mehr gemacht wird oder dass es keine neuen Erkenntnisse mehr gäbe. Aber gemessen am Aufwand, an der explodierenden Zahl der Wissenschafter und der Zahl der Publikationen, ist das Ergebnis gelinde gesagt bescheiden, wenn auch nicht überraschend. Nicht bescheiden hingegen, sind viele Vertreter von Wissenschaft, die sich in die Öffentlichkeit drängen, Politik und Wirtschaft beraten und dabei immer häufiger mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Auch eine weitere Beobachtung in diesem Artikel ist zutreffend:

»Corona hat einmal mehr klargemacht, wie willfährig akademische Institutionen sich mit den Vorgaben des Staates, der Politik synchronisieren und wie stark auf Universitäten und Akademien Konformismus und Duckmäusertum vorherrscht.  
[…]  
Die kritischen Experten-Stimmen hingegen waren fast alle emeritierte (also pensionierte) Universitätsprofessoren oder „Aussteiger“ aus dem Wissenschaftssystem und nunmehr weitgehend unabhängig von Universitäten, Pharmafirmen und wissenschaftspolitischen Graben- und Machtkämpfen.«

Auch ich habe große Schwierigkeiten, qualitativ hochwertige und relevante Gesprächspartner für meinen Podcast an Universitäten zu finden. Die interessantesten und relevantesten Beiträge stammen in der Tat zumeist aus der vom Autor genannten Kategorie. 

Keine guten Vorzeichen für die nächsten Jahrzehnte für die Universitäten, aber eine Menge Potential für neue und bessere Ansätze!

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Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)