Mittwoch, 26. Januar 2022

Der Mensch als Maschinenteil: Die sozialen Kosten falsch verstandener Automatisierung

Bari Weiss spricht in ihrem aktuellen Podcast mit Alex MacGillis über Automatisierung und die Folgen für die Arbeitswelt, vor allem auch in Folge der Covid-Krise. Die von vielen übersehene Folge der Automatisierung ist, dass sie zu einer stärkeren Standardisierung der Prozesse führt wobei sich die Menschen dabei immer mehr an die Prozesse der Maschinen anpassen müssen. Die Idee, dass uns Automatisierung »unwürdige« Arbeit abnimmt, stimmt also nur in bestimmten Bereichen.

Als Beispiel werden die Amazon-Warenlager in den USA genannt: die Menschen erledigen dort die Arbeiten, die nicht leicht durch Maschinen erledigt werden können, werden dabei aber in Wahrheit Handlanger der Maschine, Teil des Rädchens, das vom Computer ferngesteuert wird.

Dies ist durchaus kein Einzelfall. Die meisten Formen der Automatisierung und Digitalisierung drängt uns die Logik der Maschine auf. Das Smartphone wird nicht mehr von uns verwendet, wenn wir eine Information benötigen oder kommunizieren wollen, sondern wir werden vom Smartphone getriggert Dinge zu tun: Tweets oder Emails zu lesen, aufzustehen, laufen zu gehen, Termine wahrzunehmen sowie in welche Richtung wir gehen oder fahren sollen.

Scheduling Systeme von Unternehmen steuern die Angestellten immer exakter nach dem Bedarf, etwa im Einzelhandel, wie Cathy O'Neill in Weapons of Math Destruction beschreibt. Für die Betroffenen bleibt eine völlig unplanbare Welt, Familie und Privatsphäre sind zerrüttet, aber sie passen immer besser in die Prozesslogik.

Die Bedrohung der (falsch verstandenen) Automatisierung liegt also offensichtlich darin, dass wir die gesteuerten der Maschinen werden. Dies einerseits um »Effizienter« zu werden, andererseits, weil gesteuerte Individuen am besten vorherzusagen sind. Shoshanna Zuboff beschreibt diesen Prozess, der mit der Überwachung beginnt und bei der Kontrolle endet. Dies läuft, nach Zuboff in vier Schritten ab: (1) zunächst ein Übergriff: Systeme und Unternehmen greifen in unsere Selbstbestimmung ein, wie das zuvor nicht akzeptabel war, weil dies so schnell geht kommt es zu (2) Gewöhnung und (3) und dann (4) Neuausrichtung der Geschäftsmodelle.

Dazu kommt, wie Alec MacGillis feststellt, zu einer stetigen Verschiebung von Wohlstand von unten nach oben. Die Mittel- und Oberschicht werden von den immer stärker in Automatisierungszwänge gedrängte Unterschicht bedient. Diese Unterschicht hat dabei weder erfüllende noch gut bezahlte Jobs, und sind wie Maschinenteile austauschbar. Diese Unterschicht kommt auch immer weniger in Kontakt mit denjenigen, die sie Bedienen, sie es als Zusteller oder im Warenlager. Damit wird die Entwürdigung total.

War das die Vision der Automatisierung, die uns versprochen wurde?

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Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)