Es gibt nichts gegen Vorträge kluger Menschen zu sagen. TED hat aber ein ganz fundamentales Problem: viele der Vorträge haben das Schema:
- hier ist ein sehr komplexes Problem
- hier ein paar Gedanken, die du noch nie hattest (ich aber schon!)
- hier die überraschende Lösung an die (angeblich) noch niemand (vor mir) gedacht hat
Das Ganze findet vor einem etwas – ich möchte das respektlos ausdrücken – naiv-optimistischen Publikum statt. Man sieht staunende Menschen und liest in Sprechblasen – die man sich über deren Köpfen vorstellt – »awesome!«.
Der kurze Vortrag ist zu Ende – nie mehr als 20 Minuten – welches Problem braucht auch länger zur Lösung? Schon bei 20 Minuten können wir vor Twitter-Entzug kaum mehr sitzen – und zack – das fährt ein. Wer hätte das gedacht: kurz grübeln, einen vermutlich klugen Menschen fragen, schon haben wir die schwierigsten Probleme der Welt gelöst; von der Kunststoff-Verseuchung der Meere bis zur Klimakrise.
Selbst sehr kluge Vortragende verlieren sich gerne in diesem Strudel der Aufmerksamkeit und glauben, dass sie etwas bewirkt haben.
Und das kann durchaus gefährlicher Unsinn sein. Daraus entstehen dann die äußerst populären aber problematisch einseitigen Vorträge etwa eines Hans Rosling – dazu mehr in Episode 7 und Episode 8 von Zukunft Denken (sorry, etwas länger als 20 Minuten, aber wert anzuhören).
In der Tat: nicht jedes komplexe Problem hat eine komplexe Lösung. Aber die meisten komplexen Probleme haben eben keine einfache Lösung. Im Gegenteil, wir sind umgeben von wicked problems und die benötigen eine längere Aufmerksamkeitsspanne.
Was ist also das TED-Problem? Die Zuseher einlullen und in irreführender Sicherheit wiegen: Don’t worry, we got that. There is an app for that...
»The world out there is a complex place, and those who want “easiness” can always gorge themselves on TED talks.«, Evgeny Morozov, The save everything, click here
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