Freitag, 11. Februar 2022

Zwischen Genie und Wahnsinn — Brauchen wir extreme Charaktere?

»People confuse science and scientists. Science is great, but individual scientists are dangerous.«, Nassim Taleb, Fooled by Randomness

HIV-Entdecker Luc Montagnier ist verstorben. Umstritten ist er übrigens nicht, wie vom ORF berichtet, weil er vermutet, dass COVID von Forschern geschaffen wurde. Das ist eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit (YouTube). 

Luc Montagnier (Wikimedia)

Umstritten ist er, weil er in qualitativ sehr fragwürdigen Studien versucht hat Homöopathie zu belegen, weiters dass sich DNA von einem Gefäß ins nächste teleportieren würden und Infektionserreger an Autismus Schuld wären.

Montagnier ist übrigens bei weitem nicht der einzige Nobelpreisträger, die nach dem Nobelpreis, sagen wir es vorsichtig, an intellektueller Schärfe haben vermissen lassen. Dazu habe ich vor einiger Zeit einen eigenen Blog-Artikel geschrieben.

Wobei ich meine Ansicht hier ein wenig geändert habe: es gibt die interessante Theorie, dass es häufig sehr schräge und atypische Personen, wie etwa Kary Mullis oder James Watson sind, die wirkliche Durchbrüche zu erzielen. Diese Charaktereigenschaft, die auf der einen Seite hilfreich ist um intellektuelle Meisterleistung zu erzielen führt dann an anderen Stellen zu kaum verständlichen Verrücktheiten. 

(Bei vielen führt sie allerdings nur zu Verrücktheiten, das soll auch nicht verschwiegen werden. Sprich: atypische Persönlichkeit ist natürlich kein Garant für geniale Entdeckungen.)

Der bekannte Spruch über »Genie und Wahnsinn« dürfte Substanz haben. Die tiefere Frage könnte daher sein: brauchen wir solche grenzwertige Charaktere um die Welt weiterzubringen, und müssen wir schlicht mit den fragwürdigen Nebenwirkungen leben? 

Wokeistan scheint dafür kaum geeignet zu sein. Der Wunsch alles was nicht stromlinienförmig und politisch korrekt ist zu blockieren, dürfte langfristig kein Erfolgsrezept zu sein.

Freitag, 4. Februar 2022

»Mit Photovoltaik die Energiewende unterstützen« — Greenwashing und Wunschdenken, statt ernsthafter Transition

In sozialen Netzwerken liest man immer wieder von tollen Energiewende-Projekten. Beispielsweise folgendes:


Das Unternehmen habe ich geschwärzt, weil es im Kern irrelevant ist. Was wird hier gefeiert: 122 Photovoltaik-Anlagen, die 7,5 MW PEAK Leistung liefern, dazu 35 neue Anlagen geplant für 2022. Wenn das Verhältnis vergleichbar ist, kommen also nochmals ca 2 MW Peak hinzu, also sagen wir in Summe rund 10MWp.

Peak-Leistung wird in der Praxis fast nie erreicht, bei PV-Anlagen liegt die Durchschnittsleistung deutlich darunter. Um das mit realen Zahlen zu verdeutlichen: heute produzieren die PV-Anlagen in Deutschland um 15 Uhr rund 8% der installierten Leistung, in Österreich rund 7% der installierten Leistung.




Man kann diskutieren, ob die von dem Unternehmen installierten Anlagen mehr produzieren, aber die reale Leistung liegt jedenfalls weit unter der Nennleistung. Ein Block eines konventionellen Kohlekraftwerks hat 1000MW (durchgängige Leistung), eine Anlage typischerweise mehrere Blöcke. Dieselbe Größenordnung gilt für Kernkraftwerke.

Diese gefeierten 157 PV-Anlagen bieten rund 1 Prozent an Leistung eines konventionellen Kraftwerkblocks. Nennleistung. Real deutlich weniger. Abends und Nachts gar keine Leistung. Wenn das die Strategie unserer Energiewende ist, sehe ich schwarz.


Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)