Im Krisenmanagement und der Kommunikation um die Covid-Verbreitung in den Medien wird regelmäßig die Reproduktionszahl R diskutiert. Dabei handelt es sich um die durchschnittliche Zahl von Personen, die eine infizierte Person ansteckt. Ist sie beispielsweise »2« so steckt ein Infizierter zwei weitere Personen an.
In zahlreichen Medien (und wohl auch von den politischen Krisenstäben) wurde der Eindruck erweckt, dass eine Zahl >1 sehr ungünstig und alles zu unternehmen wäre um R < 1 zu bekommen. Wenn man nicht weiter überlegt klingt dies auch sehr logisch: steckt ein Infizierter im Schnitt mehr als eine weitere Person an, so wächst die Zahl der Infizierten stark an.
Die Sache ist nur leider – wie so oft – etwas komplizierter: Die Verteilung der Reproduktionszahl bei Covid hat offenbar einen »long tail«. Das bedeutet, es gibt einige wenige Infizierte, die sehr viele andere infizieren. Dies lässt sich aber aus dem Durchschnitt, also der R-Zahl gerade nicht herauslesen. Wir diskutieren also, ob sich der Mittelwert bei 0,9 oder 1,2 bewegt, was somit relativ irrelevant ist, wenn die eigentliche Verbreitung durch wenige Infizierte bei »Superspreading Events« stattfindet. Sei es bei Harley Davidson Parties, im weißen Haus, Ischgl oder auf der Party-Meile in Makarska.
The Atlantic, This Overlooked Variable Is the Key to the Pandemic – It’s not R.
1 Kommentar:
Danke für den Artikel. Ich habe gerade heute einen alten Artikel von N.N. Taleb gelesen wo er in die Details geht was die Probleme mit einfachen Statistiken sind. Er klassifiziert darin auch vier verschiedene Sektoren und wie stabil statistische Aussagen über Problemstellungen in diesen Sektoren sind. Trotz des Alters (vielleicht lindy :) und einigen Rechtschreibfehlern sehr lesenswert. Da 2008 noch weit vor Corona ist werden Pandemien nur am Rande erwähnt. Link
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