"Viele sehen Elektroautos wegen der geringen Reichweite als typisches Stadtfahrzeug. Das ist aber genau der verkehrte Ansatz. Da braucht man nämlich überhaupt kein Auto."
Ich denke, dass hier ein wichtiger Aspekt angesprochen wird. Ich habe auch in den letzten Monaten und Jahren den Eindruck, dass bei Fragen der Mobilität wie so oft versucht grundsätzliche Probleme mit oberflächlichen "Quick-Fixes" zu "lösen". Mobilität ist ein sehr schwieriges Problem, wo es viele Rückkopplungsschleifen gibt: Beispielsweise führt höhere (sehr kostengünstige) individuelle Mobilität zu starken Effekten in der Entwicklung in Städten, aber auch im ländlichen Raum: Nahversorgung geht zugunsten von Einkaufszentren zurück, Industrie und Büros siedeln sich entfernt von Wohngegenden an, weil die Menschen bereit sind, und die Möglichkeit haben weiter zu pendeln usw. Diese Tatsache führt wieder dazu, dass wir alle plötzlich Autos brauchen, wo früher ein kurzer Fussweg gereicht hat.
Die Diskussion um Elektroautaus birgt also, da stimme ich dem Autor zu, einiges an negativem Potential: Es besteht die Gefahr, dass wir nicht versuchen Mobilität neu und ökologischer zu entwerfen, sondern Elektroautos mit "Öko-Mascherl" vermarkten. Diese werden dann aber unter den momentanen Rahmenbedingungen de facto als zweit- oder dritt-Fahrzeug gekauft und verwendet werden. Ein Rebound Effekt sondersgleichen. Dies würde natürlich die möglichen ökologischen Vorteilen die Elektroautos haben könnten zunichte machen. Wir würde noch mehr mit dem Auto fahren, in der Stadt mit dem Elektromobil, Überland mit dem noch größeren Benziner/Diesel. Das kann meiner Ansicht nach nicht die Vision einer zukünftigen Mobilität sein.
Ich bin der Ansicht, dass wir Mobilität sehr grundsätzlich diskutieren sollten; der Startpunkt sollte wohl bei Stadt- und Regionalplanung liegen. Die negativen Beispiele in den USA zeigen uns, wo der Weg hingeht, wenn man der totalen Individualisierung des Verkehrs nicht rechtzeitig entgegensteuert. Elektroautos können eine Rolle in zukünftigen Mobilitäts-szenarien darstellen, viel wichtere Fragen sollten aber vorweg geklärt werden.
2 Kommentare:
Ich denke vor allem sollten sich diejenigen, die keine Atomkraftwerke wollen wegen der Risiken, keine Kohlekraftwerke wegen des Klimas, und Wasserkraftwerke (wo in unseren Gegenden allerdngs ohnehin nicht mehr viel Potential ist) eigentlich auch nicht, weil die ja die Landschaft verschandeln, mal Gedanken machen, womit sie ihre stromgetriebenen Traummobile flott machen wollen.
Da kann ich mich Cangrande nur anschliessen. Irgendwoher muss die Energie kommen, egal mit welchem Antrieb und da sind meistens Kompromisse nötig.
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