Donnerstag, 29. Januar 2009

Informatiktag: Sustainability and ICT

Heute fand der erste Informatiktag für östterreichische Informatik-Lehrerinnen und Lehrer statt. Wir alle waren vom Interesse überrascht: der Böckl-Saal war voll; viele mussten leider vor oder in der Tür zuhören. Ich durfte den ersten Vortrag zum Thema "Sustainability and ICT" halten.

In dieser Präsentation beschäftige ich mich mit nachhaltiger Entwicklung und der Rolle die die Informatik dabei spielt und gebe einen kurzen Überblick über folgende Aspekte:
  • "Direkter" ICT Footprint: Wie sieht es mit Resourcenverbrauch, Abfall und Energieverbrauch aus
  • Wie können ICT Services Umwelt-, Energie- und Resourceneffizienter umgesetzt werden (mit Beispiel z.B. Cloud Computing)
  • Wie sieht es mit ICT als "Verstärker" aus, d.h. wo führen die Möglichkeiten die ICT bieten zu erhöhter Umweltbelastung in anderen Bereichen (z.B. Logistik, Schnelllebigkeit von Produkten usw.)
  • Wie sieht es mit ICT als "Enabler" aus, also wie kann ICT in anderen Bereichen helfen diese nachhaltiger zu gestalten (z.B. Smart Houses, Smart Grid, De-Materialisierung...)
  • Viele negativen Umwelteffekte werden nicht mehr korrigierbar sein (z.B. Klimawandel); Anpassungsmassnahmen sind unvermeidbar. Wie kann ICT hier helfen?
  • Wie kann ICT als Lehr- und politisches Medium verwendet werden um die komplexen systemischen Zusammenhänge Schülern aber auch Erwachsenen klarer darstellen zu können, sowie sich eventuell auch zu politische Entscheidungshilfen entwickeln (z.B. komplexe Simulationen)
Das Feedback war, denke ich, sehr gut, und die Präsentation ist zum Download verfügbar. Ich wieder hole auch hier gerne mein Angebot: Ich denke, dass es sich um ein sehr wichtiges Thema handelt, dass zwar reichlich komplex ist, aber dennoch in der Schule gut dargestellt werden kann. Da es während der Veranstaltung keine Zeit für Fragen gab biete ich gerne bei Interesse an diesem Themen die Organisation eines Treffen in kleiner Runde an, wo Details diskutiert werden können.

Dienstag, 20. Januar 2009

Mehr erfolgreiche Projekte wie OLPC!

Ich verfolge gerade mit gewissem Interesse die Aktivitäten rund um das One Laptop per Child Projekt (OLPC). Hier gibt es gelinde gesagt Turbulenzen, manche sprechen wohl von einem Ende des Projektes. Wie dem auch sein mag, dieses Projekt hat mir zu denken gegeben: Was verstehen wir unter Erfolg, bzw. konkreter unter einem erfolgreichen Projekt?

Zunächst kann man analysieren, dass das OLPC Projekt offensichtlich an verschiedenen Stellen gescheitert ist:

  • Der 100$ Laptop kostet 200$.
  • Über die Lebenszeit kostet ein Laptop wohl etwas in der Richtung von 2500$, das hatte man sich vielleicht auch anders gedacht.
  • Die Verkaufszahlen und die Annahme in Entwicklungsländern lassen zu wünschen übrig.
  • Das Projekt hat die Richtung verloren; Negroponte ist sogar in Richtung Windows anstelle des innovativen Sugar geschwenkt—wohl eine der größten Pleiten der Unternehmung.
  • Es ist immer noch unklar, wenn nicht fraglich, ob das Projekt überhaupt in der Praxis funktioniert (im Sinne der Ausbildung von Kindern)

Also ein gescheitertes Projekt.

Ich denke nicht. Für mich ist gerade das OLPC Projekt ein gutes Beispiel dafür, wie ein Projekt (vermutlich) nach fast äußeren Kriterien scheitern kann (Sugar als Plattform hat vermutlich noch gewisse Hoffnungen) und dennoch als Projekt wichtig und insofern erfolgreich war. Ich denke, Negroponte hat mit dem OLPC in eine Richtung gedacht und gearbeitet, auf die niemand anderer vorher gekommen ist. Innovation bedeutet natürlich auch, dass man nicht vorhersehen kann, ob eine bestimmte Idee funktioniert oder nicht; wüsste man das im vorhinein, wäre die Idee offensichtlich nicht innovativ. Er hat die Frage der Bildung in Entwicklungsländern und des Zugangs zu globalem Wissen anders gedacht und versucht ein neues Konzept umzusetzen. Selbst wenn dieses im Moment gescheitert sein sollte, ist aus meiner Sicht noch nicht absehbar, was wir aus diesem Versuch für die Zukunft lernen können.

Ähnliches konnte man auch in den 90er im Web beobachten, z.B. mit Video on Demand, Software as a Service (SAAS), oder zur Zeit mit 3D Welten wie Second Life. Alle haben eines gemeinsam: sie sind grandios gescheitert, jedenfalls in den 90er Jahren bzw. Second Life und OLPC sind gerade dabei unterzugehen.

Die ewigen Besserwisser unter den Kommentatoren haben es im Nachhinein natürlich immer schon gewusst, dass eine 3D Welt wie Second Life ja eh keiner will, dass OLPC ein ganz falscher Ansatz ist, dass es für Video on Demand und SAAS keinen Markt gibt und sowieso die Bandbreiten fehlen. Und jetzt haben wir Google Docs, Zoho, YouTube und Salesforce. Also doch!?

Manchmal sind Innovatoren einfach ihrer Zeit voraus und weder Kunden noch Unternehmer verstehen die Idee; manchmal scheitern Projekte einfach auch beim ersten Anlauf, weil man die Problemstellung noch nicht richtig versteht und sich diese erst durch das Projekt transparent wird. Manchmal sind neue Ideen einfach auch schlecht und "verdienen" es zu sterben.

Trotzdem: wer es gar nicht erst versucht, kann leicht über andere lachen. Was wir aber brauchen sind Innovatoren die sich Projekte wie Second Life, OLPC, Jini usw. ausdenken, und die sich auch von einer »Niederlage« nicht beeindrucken lassen, denn manchmal wird gerade durch die Niederlage eine Tür für zukünfitge Ideen geöffnet an die man vorher nie gelangt wäre. Wir brauchen eine Gesellschaft die solche Menschen fördert und erkennt, dass Erfolg und Niederlage eben nicht immer schwarz/weiß sind (dies wäre auch in der Forschungsförderung ernsthaft zu bedenken!); dass manche Niederlagen in Wahrheit große Erfolge sind, wenn auch in einem anderen oder größeren Sinne als in der ursprünglichen Unternehmung.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Resourcen-Abhängigkeiten und nationale Sicherheit

In Österreich—und natürlich auch in ganz Europa—werden die Aktivitäten der russischen Gas-Produzenten natürlich heftig diskutiert. Teilweise so, als wären alle ganz überrascht, welche Macht Russland über den Rest Europas in Bezug auf Gas- und Öl-Versorgung hat. Das ist natürlich überhaupt keine Neuigkeit. Die Abhängigkeiten sind massiv, und das wissen wir natürlich seit langer Zeit. Es hat nur kaum jemanden gekümmert, denn solange nur der Erdgeschoss in Brand steht, brauchen wir uns im zweiten Stock ja nicht zu fürchten, da ist ja noch nicht viel passiert, da ist ja noch mindestens ein Stockwerk dazwischen. Um mit Dieter Nuhr zu sprechen: "So ist der Mensch. Ein richtiger Blödmann".

Jetzt dreht Russland am Gashahn und alle werden nervös bis panisch. Nervös hätten wir vor 10, 15 oder 20 Jahren werden sollen, wie wir uns sukzessive stärker in diese Abhängigkeit begeben haben. Ähnliches trifft natürlich genauso für andere Länder bspw. die USA zu. Langsam kommen auch dort Politiker auf die Idee, dass sie eigentlich mit ihrer Abhängigkeit vom Öl auch Abhängig von sogenannten "Schurkenstaaten" sind, und diese damit gleichzeitig kräftig subventionieren. Aber nicht nur das: ein erheblicher Teil des Militärbudgets fließt ebenfalls in die Absicherung dieser Supply Chains, z.B. durch Kriegsschiffe im persischen Golf die Tanker-Routen absichern oder Kriegen im Irak.

Wieso es so lange dauert, bis es langsam auf breiterer Ebene durchsickert, dass Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sowie Versorgung mit anderen problematischen Resourcen—wie Coltan (um nur ein Beispiel zu nennen) von dem alle Produzenten von Mobiltelefonen abhängig sind—nicht nur ein Umwelt-Problem darstellen, nicht nur zu einer nicht-nachhaltigen Wirtschaft führen sondern auch eines der wesentlichsten Themen der nationalen Sicherheit darstellt (oder darstellen sollte). Eigentlich keine Überraschung.

Vielleicht führt diese kleine Gaskrise endlich dazu, erneuerbare Energien und nachhaltige Entwicklung nicht nur aus dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes zu sehen, sondern auch im Sinne der nationalen Sicherheit und einer zuverlässigen und sicheren Versorgung der Bevölkerung mit einem wichtigen Gut wie Energie.

Vielleicht beginnen manche auch langsam global nachzudenken ob es gescheiter ist permanent Brände zu bekämpfen und den Schaden davonzutragen oder in Brandschutz zu investieren; anders gesagt: ist es klüger eine Milliarde Dollar in das Militär zu investieren (damit dieses mit Kriegsschiffen Erdöllieferungen ermöglicht) oder diese Milliarde in erneuerbare Energien zu stecken, womit ein Teil des Militärs gleich gar nicht mehr notwendig wäre. Und dies mit einer langfristigen und ökologischen Perspektive!

Eine schwierige Entscheidung...

Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)