Mittwoch, 27. Juli 2016

Versprechen und Realität

Bereits im Jahr 1866 gelingt es dem US-amerikanischen Unternehmer Cyrus Field das erste Unterseekabel zwischen Europa und den Vereinigten Staaten zu verlegen. Diesem erfolgreichen Durchbruch der Kommunikationstechnologie gingen über ein Jahrzehnt an Planung und erfolglosen Versuchen voraus. 

Eine bemerkenswerte technische Leistung. Nicht minder bemerkenswert ist die Begründung, mit der Field dieses Unternehmen bewarb:

»In 1856, the American [Field] arrived in London, prepared to promise anything to sell more shares. To bankers, he claimed his cable would bring an eight percent return; to idealists, it would bring world peace.«, PBS

Das Etablieren eines völlig neuen Kommunikationskanals, der Verhandlungen und Gespräche von Wochen auf Minuten beschleunigen konnte, wurde als Durchbruch für die Wirtschaft aber auch als Durchbruch der Völkerverständigung gesehen. Kriege würden der Vergangenheit angehören, die Technologie wäre geradezu ein Friedensbringer.

50 Jahre später standen im erste Weltkrieg 70 Millionen Menschen unter Waffen, wurde eine ganze Generation traumatisiert und forderte 10 Millionen Tote und 20 Millionen Verletze unter den Soldaten. Dem ersten Weltkrieg folgte der zweite. In diesem starben mehr Zivilisten als Soldaten. Der zweite Weltkrieg forderte in Summe rund 65 Millionen Menschenleben. 

Weltfrieden sieht anders aus.

Würden wir das Versprechen aus dem Jahr 1865 in das Jahr 1995 übertragen und statt »Unterseekabel« »Internet« schreiben – wäre das jemandem aufgefallen? 

Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)