Dienstag, 31. Januar 2012

Ein interessanter Konflikt der Skalierung: Effizienz versus Resilienz

Ich sehe gerade mit großem Interesse die kurze Präsentation und Diskussion mit Nassim Taleb. Er weist zu Recht darauf hin, dass größere Einheiten dazu neigen nicht-lineare Effekte zu zeigen. Dabei betont er hauptsächlich die daraus entstehenden Probleme und Risiken. Wir erinnern uns noch zu gut an die Banken die, "too big to fail" waren. Banken also, deren Kollaps möglicherweise ganze Volkswirtschaften mit in den Abgrund gerissen hätten. Milliarden an Steuergeld waren zur Rettung notwendig (damit genau diese Banken jetzt die Volkswirtschaften wegen wachsender Verschuldung unter Druck nehmen können; aber das ist ein anderes Thema).


Nassim Taleb: The Predictability of Unpredictability from The RSA on FORA.tv

Taleb bringt weiters das Beispiel eines Politikers in Washington vs. eines Politikers eines kleinen Dorfes. Beide würden in ihren Entscheidungen etwa gleich viele Fehler machen, allerdings ist der Rückkopplungsmechanismus im Dorf wesentlich stärker. Der Bürgermeister muss den betroffenen Bürgern fast täglich in die Augen schauen.

Auf der anderen Seite wirken diese Linearitäten aber auch in sehr positiver Weise. Geoffrey B. West weist beispielsweise darauf hin, dass größere Städte zwar komplexere Interaktionen mit sich bringen, dass aber gleichzeitig eine größere Städte in der Regel überproportional mehr an Innovation, Wohlstand etc. entwickeln. Auch andere Infrastrukturmassnahmen werden effizienter: Pro Kopf sinkt der Energieverbrauch, die Zahl der Tankstellen usw.



Wie gehen wir damit in Zukunft mit Nicht-Linearitäten um, die dramatische Effekte zum Positiven wie auch zur Krise haben? Ich denke, dass wir uns die positiven Effekte großer Einheiten wie von Städten schon aus umweltpolitischen Gründen keinesfalls entgehen lassen dürfen. Die Frage bleibt aber, ob es gelingen kann, dennoch auch große Einheiten Resilient zu gestalten. Vielleicht ist es aber auch eine Frage der Art des Systems?

Sehen Sie sich beide Präsentationen (beziehungsweise Podcasts, Texte) an. Was ist Ihre Meinung?

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Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)