Montag, 15. Juni 2009

Geo-Engineering II

Wie in meinem letzten Posting angedeutet, scheint das Thema Geo-Engineering als Massnahme im Kampf gegen den Klimawandel an Moment zu gewinnen. Im Wall-Street-Journal findet sich eine Diskussion im wesentlichern zweier bekannter Möglichkeiten: die Injektionen großer Mengen von (Schwefel-) Partikeln in die Atmosphäre, sowie das Erzeugen von Wolken. Der Artikel weist auch ausdrücklich darauf hin, dass Geo-Engineering keine Lösung für den Klimawandel darstellt (also kein technical-quick-fix ist) sondern die Dramatik der Situation uns (wie ich auch in meinem letzten Posting geschrieben habe) vermutlich keine andere Wahl lassen wird als zusätzlich zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen die eine oder andere Variante von GE zur Vermeidung von "Tipping-Points" einzusetzen.

Tipping-point in diesem Zusammenhang meint Grenzwerte des klimatischen Systems die, wenn sie überschritten werden, einen weiteren positiven Rückkopplungseffekt auslösen können. Als Beispiel kann der Verlust des arktischen Permafrostes genannt werden (Methangas-Ausstoß), oder der Verlust großer Eisflächen (vormals weiße Flächen (Eis) zu dunklen Flächen werden und damit wird nochmals mehr Sonneneinstrahlung absorbiert).

Weiters beschreibt der Artikel, wenn auch recht knapp, die politische Dimension jeder Art von Geo-Engineering. Ich würde mir hier eine viel lebendigere Diskussion wünschen. Bedenkt man beispielsweise die leider sehr dürftigen Vorbereitungen (oder hier) der Kopenhagen Konferenz (Japan beispielsweise geht mit einem geradezu lächerlichen Vorschlag der Reduzierung von Treibhausgasen in die Verhandlungen, auch die USA glänzen absolut nicht) dann kann man sich vorstellen, was uns politisch in vielleicht 10 Jahren erwarten wird. Es steht zu befürchten, dass es erst dann wirklich allen klar sein wird dass die Reduktion der Treibhausgase alles andere als ausreichend war, dass wir weitere 10 Jahre mit vermutlich erheblichem Wirtschafts- und damit Emissionswachstum und der Etablierung langfristiger Infrstrukturen (Kohlekraftwerke...) hinter uns und damit eine Menge Zeit und Handlungspielraum verloren haben. Katastrophale Entwicklungen werden möglicherweise vor der Tür stehen und damit Geo-Engineering auf den Tisch kommen. Natürlich weltpolitisch völlig unvorbereitet.

Ich hoffe ich werde auf die eine oder andere Weise eines besseren belehrt.

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Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)