Montag, 7. April 2008

Auszeichnungspflicht!

Ich habe mich schon in einem früheren Posting mit dem Problem der Rohstoff/Energieverschwendung v.a. im Hinblick auf den gesamten Lebenszyklus eines Produktes beschäftigt. Jetzt habe ich gerade wieder einen sehr interessanten SWR2 Aula Bericht gehört: Wolfram Mauser "Das Blaue vom Globus", setzt sich mit der globalen Wasserverschwendung auseinander und versucht Wege aufzuzeigen, wie man mit dem vorhandenen Wasser global effizienter umgehen kann. Auch er bringt wieder Zahlen die nachdenklich machen: Wir verbrauchen bspw. pro Person pro Tag etwa 5 Liter Trinkwasser, für industrielle Güter etwa 120 Liter aber für die Lebensmittelproduktion etwa 3400 Liter pro Tag! 

Eine kurze Abschweifung: In einer amerikanischen Diskussion hat einer der Experten (damals ging es um Energieverbrauch/Autos) die Ansicht vertreten, dass wir in Europa im Prinzip "vom Mindset her" weiter sind als Amerika: er meinte, es wäre richtig zu erkennen, dass sich der Energieverbrauch der Geselschaft in eine falsche Richtung bewegt, z.B. weil die Energie hauptsächlich von fossilen Brennstofen abhängt und politisch steuernd einzugreifen. Er hielt es aber für falsch, wenn die Politik versucht die Alternativen selbst zu identifizieren und diese konkret zu fördern, man sollte vielmehr die unerwünschten Aktivitäten teurer machen (z.B. durch Steuern).

Ich denke, dass das eine richtige Erkenntnis ist. Konkret gesagt: wir sollten nicht Windenergie oder Solarstrom fördern, sondern Öl und Gas so teuer machen, dass sich die "Kräfte des Marktes" mobilisieren und das machen, was sie am besten können: kostengünstige Alternativen suchen, die dann z.B. Windenergie und Solarstrom sein können, aber nicht müssen. Natürlich besteht dabei die Gefahr, dass der Industrie irgendwelche "Teufeleien" einfallen indem sie schmutzige Produktion billig aber aus Umweltsicht fatal ins Ausland auslagern, z.B. in Form von Bio-Kraftstoff Plantagen in abgeholzten Regenwäldern in Entwicklungsländern (wie heute z.B. die Palmöl Produktion). Hier müsste man natürlich wieder gegensteuern.

Aber ich denke, dass die grundsätzliche Idee richtig ist, und sich, und jetzt komme ich wieder auf den Anfang des Postings zurück, auch auf andere Formen der Verschwendung anwenden und sich in mehreren Schritten implementieren lassen: 

(1) Zunächst sollte man eine Auzeichnungspflicht vorschreiben, die die wesentlichsten Parameter für den Kunden erfasst, also z.B. wieviel Energie wird/wurde verbraucht, und zwar für den gesamten Lebenszyklus des Gerätes oder allgemein des Gutes. Wieviel Resourcen (Wasser, ...) wurde dabei verbraucht. Wenn wir heute im Supermarkt nur zwischen zwei Säcken Kartoffeln wählen müssen, oder zwei verschiedenen Arten von Joghurt ist es fast nicht möglich zu erkennen, dass der eine Sack Kartoffel aus Zypern angekarrt wurde, der andere aber aus Niederösterreich stammt. Dasselbe gilt für Autos, Mobiltelfone, Computer usw. 

Wären diese Produkte mit den entsprechenden Auszeichnungen versehen, würde auch ein stärkerer Druck auf die Händler und Produzenten ausgeübt werden. Ebenso würde sich vielleicht manche fragwürdige Diskussionen erübrigen; z.B. ob es so wichtig ist, ob ein Auto 5 oder 7 Liter auf 100 km verbraucht. Wenn wir den Energieverbrauch von Produktion bis Entsorgung betrachten, werden wir vermutlich sofort feststellen, dass diese Größe irrelevant ist. 

Ein weiterer Effekt, der ebenfalls die Transparenz erhöhen würde, wäre wohl der, dass für die Ermittlung dieser Größen neue Agenturen und Experten sowie neue Verfahren der Berechnung benötigt werden würden. Ebenso müssten die Angaben prüfbar sein. Damit würde das Augenmerk der Gesellschaft viel stärker auch auf die internationalen "Machenschaften" mancher Industriebetriebe gelenkt werden. Dies gilt im negativen aber natürliche ebenso im positiven Sinne! D.h. auch diejenigen Produzenten die heute schon effizient und ökologisch nachhaltig produzieren könnten dies viel deutlicher hervorheben.

(2) Der nächste Schritt müsste dann politische Steuerung sein, indem man z.B. Steuern auf Verbrauchswerte aufschlägt, also z.B. Rohstoffverbrauch, Energieverbrauch etc. Bzw. eine Idee die ich kürzlich gehört habe: das Steuersystem kennt auch Abschreibungen. Es ist z.B. nicht einzusehen, warum wir es finanziell fördern(!), dass sich Firmen ineffiziente Dienstwägen zulegen. Hier könnte man die Absetzbarkeit vom Gesamtenergie/ressourcenverbrauch plus Spritverbrauch abhängig machen und entsprechende Grenzwerte einsetzen.

Diese Massnahmen hätte einen direkten steuernden Effekt hin zu effizienteren Gütern, effizienteren Systemen und umweltfreundlicherem Verhalten. Ausserdem wäre das auch für die Politik einfacher, weil sie sich keine konkreten Alternativen überlegen muss. Dies ist auch darum vorteilhaft, weil nicht nur sparsamere Alternativen indirekt gefördert werden (also z.B. Windenergie statt Kohle) sondern auch die Vermeidung, also die Verringerung des Verbrauchs sich günstig auswirkt ohne extra gefördert werden zu müssen.

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Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)