Montag, 5. März 2007

"Libet" und kein Ende des "Ichs"

Es wird viel publiziert und diskutiert im Umfeld von "Hirnforschung und Willensfreiheit": dennoch finde ich zwei Grundfragen fast nie gründlich behandelt. Ich denke hier z.B. an den Suhrkamp Sammelband zum Thema; der einzige Beitrag der mir hier nennenswert in Erinnerung geblieben ist ist von der einzigen Frau, von Bettina Walde, und leider auch der kürzeste.
  • Was ist Freiheit? wie wird dieser Begriff definiert, hier gibt es eine große Bandbreite an Möglichkeiten!
  • Was ist ich
Bsp: Daniel Dennett: "Freedom Evolves": hier wird scheinbar das "ich" mit dem "bewussten ich" gleichgesetzt, auch in der ganzen "Libet" Diskussion scheint es wohl so zu sein:

Warum bin ich (sprich bewusstes ich?) unfrei, wenn ich (unbewusstes ich, mein Gehirn) eine Entscheidung n -Millisekunden vorbereite (Bereitschaftspotential) bevor ich (bewusstes ich) mir (bewusstes ich) darüber im klaren bin. (Sofern dieses Experiment überhaupt aussagekräftig ist, aber das nur am Rande).

Warum sagen wir implizit durch die oft zitierten und bekannten Analysen dieses Experiments, dass das ich eigentlich nur der bewusste Teil unserer Persönlichkeit ist. Es ist doch wohl nicht zu gewagt, anzunehmen, dass der unbewusste Teil unserer Persönlichkeit durch den bewussten (über längere Zeiträume hinweg) beeinflusst wird. Sprich, wenn wir Erfahrungen sammeln, lernen, nachdenken etc. so beeinflusst dies wohl den bewussten wie auch den unbewussten Teil, ebenso andere mehr körperorientierte Erfahrungen (siehe auch Damasio et.al., z.B. "Descartes Irrtum").

Nun, wenn dieses (aus diesen Erfahrungen der Person geschaffene oder veränderte) unbewusste ich eine Entscheidung vorbereitet oder trifft, wieso kann ich mir dann erlauben zu sagen, diese wäre unfrei? Sie ist Teil meiner Persönlichkeit, und zumindest indirekt frei: ich kann aus dieser Aktivität lernen, kann meine Persönlichkeit ändern und entsprechend auf mein unbewusstes ich wieder rückwirken.

Somit sehen wir: es ist keine Frage der Freiheit, sondern eine Frage wie wir Freiheit definieren: ist "frei" nur das, was wir mit unmittelbarer (zeitlich unmittelbarer) Aktivität ändern können, oder auch das, was wir in einem längeren Zeithorizont anpassen können, bzw. dessen Aktivität aus Entscheidungen (Erfahrungen, ...) in der Vergangenheit getrieben ist.

Sofern diese Fragen überhaupt mit einem vernünftig definierten Freiheitsbegriff überhaupt Sinn machen-was folglich noch zu diskutieren wäre!?

Keine Kommentare:

Zum Abschluss...

Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Blog zu lesen. Natürlich sind viele Dinge, die ich hier diskutiere aus einem subjektiven Blickwinkel geschrieben. Vielleicht teilen Sie einige Ansichten auch nicht: Es würde mich jedenfalls freuen, Kommentare zu lesen...

Noch ein Zitat zum Schluß:

"Ich verhielt mich so, als wartete ein Heer von Zwergen nur darauf, meine Einsicht in das Tagesproblem, zur Urteilsfindung von Gesellschaft und Politik zu übersetzen. Und nun stellt sich heraus: Dieses Heer gibt es nicht.

Ganz im Gegenteil erweist sich das kulturelle Getriebe als selbstimmunisierend gegen Kritik und Widerlegung. Es ist dem Lernen feind und wehrt sich in kollektiver Geschlossenheit gegen Umdeutung und Innovation.", Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985)

:-)